Samstag, 11. Juni 2016

Von Übermüttern und Rabeneltern, von Genies und Spätzündern

Hallo ihr Lieben,
eines vorweg, dieser Post sollte vielleicht mit einem Augenzwinkern gelesen werden 😉

Bevor ich schwanger wurde hätte ich nie für möglich gehalten, wie hart dieser Konkurrenzkampf zwischen Müttern so sein kann und eigentlich ist dieser Kampf einfach nur lächerlich.

Da wird in der Schwangerschaft schon gewetteifert, wer wie lange brauchte um Schwanger zu werden, wie groß das Kind beim letzten Ultraschall schon war und gaaaaanz wichtig, wieviele Beschwerden man doch hat. Man könnte fast meinen, eine  unkomplizierte Schwangerschaft bedeutet schon, dass aus dieser werdenden Mütter eben nichts werden kann.

Weiter geht es mit den "Gefahren" denen man sich und natürlich dem Baby im Laufe der Schwangerschaft aussetzt... Wie kann man nur? "Du hast geraucht, als du noch nicht wusstest, dass du schwanger bist? Und Alkohol getrunken? Wie kann man nur?". Ja, genau, ich wusste NICHT, dass ich schwanger bin. Es soll Frauen geben, die erst unmittelbar vor der Entbindung erfahren, dass sie schwanger sind, die setzen ihre Babys ganz anderen Gefahren aus, einfach weil sie nicht ahnen schwanger zu sein. Das soll gewiss kein Freifahrtsschein für alles sein, rauchen und Alkohol sind und bleiben strikte Tabus während einer Schwangerschaft!!!

Aber mal ehrlich, was ich mir alles anhören durfte... Unverantwortlich, meine Tanzgruppe und mein Tanzmariechen weiter zu trainieren, weiterhin die Proben des Fanfarenzuges zu besuchen oder gar noch Auftritte zu spielen, selbst Auto zu fahren. Ich habe das Gefühl, dass es heute nahezu erwartet wird, sich in Watte zu packen. Andererseits soll man ja dennoch funktionieren, das Haus soll sauber sein und mein Äußeres sollte weiterhin auch noch wunderbar gepflegt sein. Das alles bekommt man auch in den Medien vorgelebt und wehe dem ist nicht so.

Und wer glaubt, wenn die Schwangerschaft vorbei ist, entspannt sich die Lage, der hat sich gründlich getäuscht. Gerade wenn man in Kontakt mit anderen Müttern mit Babys im gleichen Alter steht, beginnt nun das Wetteifern, welches Kind was zuerst kann. Konstantin hat bereits 2 Zähne, schläft durch und ist generell seiner Entwicklung weit voraus, während Karolina eben die gemütlichere ist und sich nicht pünktlich zum "halbjährigen" in die Bauchlage dreht. Am Besten sollte man mindestens ein halbes Jahr lang voll stillen, wenn man dies nicht tut, weil man es nicht kann oder vielleicht sogar nicht möchte, wird die Nase gerümpft, wenn man sein Kind in der Öffentlichkeit stillt natürlich ebenso. Wer zu früh Beikost gibt, schadet seinem Kind, wer zu spät abstillt, will sich selbst doch nur gebraucht fühlen. Manchmal habe ich das Gefühl, wir leben in einer Gesellschaft, in der es ein "richtig" oder "falsch" nicht gibt... Und etwas dazwischen schon gleich gar nicht 😉

Anfangs habe ich mich davon beirren lassen, habe meine Schwangerschaft mit der von anderen verglichen, Mathis' Entwicklungsstand anhand dem gleichaltriger Kinder gemessen. Was hätte ich davon? Bedenken, es könnte etwas gesundheitlich nicht mit ihm in Ordnung sein, weil er sich nicht zeitgerecht auf den Bauch drehen konnte, Neid, weil bei den ersten Babys problemlos ein oder sogar zwei Zähnchen blitzten, während mein kleiner Frosch sich seit Wochen plagen muss und einfach kein Zähnchen sichtbar werden will?

Muss ich mich dafür verantworten, wenn wir den kleinen mit auf den Auftritt vom Fanfarenzug nehmen, den er fröhlich verschläft oder bei meiner Freundin auf dem Arm munter die Lieder mit rasselt? Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich Mathis mit ins Training meiner Tanzgruppe nehme, während er einen Riesengroßen  Spaß dabei hat, sich über eine Turnmatte zu Kugeln und wild mit den Beinen strampelt, wenn er meine Mädchen tanzen sieht?

Gerade bei dem ersten Kind lässt man sich sehr schnell verleiten, Vergleiche zu ziehen und sehr schnell verunsichern, wenn etwas nicht in der idealen zeitlichen oder gesellschaftlichen Norm verläuft. Irgendwann wurde es besser, ohne dass ich beschlossen hatte, etwas an meinem Verhalten zu ändern. Ich legte Mathis auf seine Krabbeldecke und ging zur Toilette, als ich wieder kam lag er vor mir auf dem Bauch und lachte mich an. Er hatte sich gedreht und ich habe das erste mal verpasst. Seit dem kugelt er sich den lieben langen Tag umher. Seit drei Tagen robbt er fröhlich umher, ist ständig woanders und wird motzig, wenn er nicht so voran kommt wie er gerne möchte.

Irgendwann hat sich bei mir ein Schalter umgelegt, ich habe angefangen jede Entwicklung meines Kindes zu genießen, mich darüber zu freuen und habe aufgehört, mir Gedanken zu machen ob er mit dem, was er heute gelernt hat, zu früh oder zu spät Dran ist. Wichtig ist, dass mein Kind heute etwas Neues entdeckt und ich daran teilhaben kann, ohne meine Gedanken an Nichtigkeiten zu verschwenden. Auch unser Umfeld hat sich gewandelt, die Kollegen im Fanfarenzug freuen sich wenn der Kleine völlig fasziniert der Musik lauscht. Und meine Tanzmädchen schlagen sich eh darum, wer ihn mal auf den Arm nehmen darf 😉

Vielleicht ist dieser Post in manchen Aspekten etwas überspitzt dargestellt, ich spreche hier nur von meinen Empfindungen und den Erfahrungen, wie ich sie in den letzten Monaten gemacht habe. Vielleicht empfandet ihr diesen Beitrag als reichlich übertrieben, vielleicht habe ich aber auch genau einen Nerv bei euch getroffen, vielleicht weil es euch ähnlich geht/ ging.

Wir sollten uns von unserem Instinkt leiten lassen, unseren Kindern vor allem Liebe und Aufmerksamkeit schenken und sie auf keinen Fall unter Druck setzen. Dann können sie zu starken Persönlichkeiten heranwachsen. Auch wir Eltern sollten uns nicht unter Druck setzen (lassen) und jede Entwicklung unserer Kinder genießen 😉


Es grüßt euch ganz lieb

Eure Lisa


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